Alter Ringverkehr lebt mit neuer Buslinie auf
Die Überraschung war geglückt. Von der Einweihung der neuen tschechischen Buslinie 410 in die Nachbarorte Varnsdorf (Warnsdorf) und Rumburk (Rumburg) erfuhr Bürgermeisterin Karin Berndt (UBS)
erst wenige Tage zuvor. Da waren die weißen Busse mit dem grünen „Bus Line“-Logo bereits in den Straßen von Seifhennersdorf unterwegs.
Dass die Busse ohne große Werbung einfach losfuhren, nahmen die Beteiligten gern in Kauf. Denn wichtiger war, dass der Start bereits zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember erfolgt. „Noch drei Tage
zuvor mussten wir administrative Probleme lösen“, vermittelt Jakub Jerabek, Abteilungsleiter für Verkehr beim Bezirk Usti, eine Ahnung von dem bürokratischen Aufwand, den so eine
grenzüberschreitende Verbindung erfordert.
„Eigentlich verfolgen wir das Ziel schon seit dem Beitritt Tschechiens zum Schengen-Raum“, so Jerabek weiter. Dass es erst drei Jahre später geklappt hat, lag auch an dem fehlenden Gesetz, das
tschechischen Subjekten die Bestellung von Linien auf ausländischem Territorium ermöglicht. Nachdem es im Sommer in Kraft getreten war, ging alles ganz schnell.
Wieder Ringverkehr
Und die fehlende Werbung verspricht Bürgermeisterin Berndt nachzuholen. Denn die Verbindung ist ganz im Sinne der Seifhennersdorfer. Hier gibt es nämlich einen Stadtratsbeschluss, den Nahverkehr
zu den Nachbarn einzurichten. „Den haben uns die Tschechen nun erfüllt“, freut sich Berndt. Da lässt es sich verschmerzen, dass die Linie bisher nicht für den innerstädtischen Verkehr in
Seifhennersdorf genutzt werden darf.
Die Bürgermeisterin erinnerte auch an die historische Dimension der Buslinie. Vor 1945 war der Ringverkehr zwischen den fast fließend ineinander übergehenden Orten Normalität, ehe die Vertreibung
der Deutschen aus der Tschechoslowakei und die mit Stacheldraht befestigte Grenze dem Linienverkehr ein Ende bereitete. Nicht nur für Seifhennersdorf, sondern auch für die gesamte Region ist die
neue Linie eine große Chance. Zumal die Tschechen mit der Linie 409 gleich noch eine grenzüberschreitende Verbindung geschaffen haben. Sie führt parallel von der Grenze in Varnsdorf zu
Großschönau nach Rumburk über tschechisches Gebiet, um dann weiter über Jirikov (Georgsthal) am Bahnhof in Ebersbach zu enden. Das hilft nicht nur Tschechen, für die das Einkaufen oder das Baden
in Seifhennersdorf längst zur Normalität geworden ist, sondern beispielsweise auch dem deutsch-tschechischen Schulprojekt Schkola.
Alternative nach Dresden
Für die kurze Zeit, die für die Vorbereitung der Linien blieb, ist die Fahrplangestaltung bereits sehr durchdacht. Denn die 409er Busse haben in Ebersbach Anschluss zum Regionalexpress nach
Dresden. Zwar dauert es für die Seifhennersdorfer wegen des Umstiegs von 410 auf 409 bis Ebersbach fast eine Stunde. Trotzdem sind die Linien in der Woche durch ihren Stundentakt vom frühen
Morgen bis in den späten Abend eine Alternative. Vom günstigen Fahrpreis ganz zu schweigen. Nach Rumburk beziehungsweise Varnsdorf werden nur 12 Kronen gezahlt, also keine 50 Cent.
Zwar erfolgt die Zahlung bis auf Weiteres nur mit Kronen. Doch der Bezirk Usti arbeitet bereits an einem Modell mit Euro-Tarifen. Gleiches gilt auch für den Fahrplan, bei dem in Zukunft
Änderungen für noch bessere Anbindungen nicht ausgeschlossen sind. Was den Erfolg der Linien angeht, ist Jakub Jerabek vorsichtig optimistisch. Die 410 sei schon bisher eine stark genutzte Linie
gewesen, deren Potenzial sich mit der neuen Streckenführung über sächsisches Gebiet nur noch erhöht habe.
Karin Berndt hat für die Zukunft nichts dagegen, wieder einmal so überrascht zu werden. Frei nach dem Spruch: „Tue Gutes, und sprich nicht darüber – danach haben sich die Tschechen gerichtet“,
lobt die Bürgermeisterin.
Die neuen Linien
Auf der Linie 410 verkehren in der Woche täglich 17 Buspaare, am Wochenende immerhin noch sechs. Die Linie beginnt am Bahnhof in Varnsdorf und setztsich nach Rumburk über Sluknov nach Velky Senov
fort.
In Rumburk besteht außerdem Anschluss nach Dolni Poustevna und Decin. Am Bahnhof in Varnsdorf sind die Fahrtzeiten mit dem Trilex abgestimmt.
Die Linie 409 verkehrt in der Woche 15 Mal von Varnsdorf nach Ebersbach und zurück, am Wochenende fünfmal.
Zitate SZ 21.12.2010
Fahrplan der neuen Buslinie
Varnsdorf-Seifhennersdorf-Rumburk-Jiríkov-Šluknov-Velký Šenov